Bin ich süchtig? Wie wird man süchtig und was kann man dagegen tun?

Süchtig.net ist eine unabhängige Informationsseite die sich zum Ziel gesetzt hat all denjenigen die glauben süchtig zu sein, die tatsächlich süchtig sind und denen die es nicht werden wollen zu helfen. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle wonach man suchtgefährdet ist, denn im Grunde ist der Mechanismus in unserem Gehirn gleich. So können wir nach den verschiedensten Dingen süchtig werden. Eigentlich schöne Dinge wie Sex, oder offensichtliche Rauschmittel wie Alkohol oder ungefährlich klingende Dinge wie Zucker. Auf süchtig.net werden wir uns alles im Detail ansehen und Mittel und Wege zeigen wie man seine Sucht lindern und wie man verhindern kann überhaupt süchtig zu werden.

An dieser Stelle jedoch bereits eine Warnung: Wer bereits gravierende Probleme aufgrund einer Sucht hat sollte sich professionelle Beratung suchen. Der erste Schritt ist dabei z.B. eine Suchthotline oder der Gang zum Arzt:

Das sind bereits gute Anlaufstellen für die klassischen Suchtfälle. Nur leider gibt es aufgrund der technischen Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte viele weitere Suchten die kaum jemand auf dem Radar hat. Entsprechend wenig wird Betroffenen geholfen. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind allerdings gravierend. Schauen wir uns einmal Beispiele dafür an. Und nein, es sind leider keine „Modekrankheiten“. Sie sind ernst zu nehmen weil sie das Leben der Betroffenen massiv beeinträchtigen können.

Social Media Sucht – ADHS light

Wie kann es sein, dass es immer mehr Fälle von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung) gibt? Es ist eigentlich eine Fehlschaltung im Gehirn. ADHS Betroffene fühlen sich schnell gelangweilt, können keine 5 Minuten in Ruhe sitzen und sind ständig auf der Suche nach Action. Schuld daran ist eine vererbte Störung der Rückkopplung von Dopamin, einem wichtigen Botenstoff in unserem Gehirn. Dieser Störung wird mit entsprechenden Medikamenten entgegen gewirkt.

Was ist nun aber mit den ganzen neu diagnostizierten ADHS Fällen? Sie sind vermutlich gar keine sondern das Dopamin-System in ihrem Gehirn ist etwa durch Social Media früh gestört. Es wirkt auf den ersten Blick wie ADHS aber Schuld daran ist kein genetischer Defekt sondern eine angewohnte Störung sozusagen. Die oben genannten Symptome von ADHS gleichen dem eines Social Media Süchtigen auch sehr stark. Daher ist es wirklich nicht einfach mit einer Diagnose unterscheiden zu können. Das eine ist jedoch ein genetischer Defekt, das andere eine Sucht. Nimm einem Social Media Süchtigen sein Smartphone ab und setze ihn alleine in ein Zimmer. Er wird sich ebenfalls sofort langweilen und ungeduldig darauf warten wieder online zu sein.

Was Social Media mit unserem Gehirn macht ist schnell erklärt. Bei jeder Aktivität wie etwa: jemand liked oder teilt etwas von uns, wir erhalten eine Nachricht/Kommentar/Freundschaftsanfrage/Follower, usw. wird Dopamin ausgeschüttet. Grundsätzlich ist Dopamin nichts Schlechtest und auch ein Botenstoff der uns motiviert irgendetwas zu tun. Er belohnt uns regelmäßig. Haben wir eine Aufgabe erledigt wird Dopamin ausgeschüttet und wir fühlen uns gut, vereinfacht gesagt. Was passiert aber wenn wir alle paar Minuten Updates bekommen in Form neuer Nachrichten, Likes, usw? Es wird sehr viel Dopamin in kurzer Zeit ausgeschüttet. Und genau das ist das Problem.

Denn um dann den gleichen Effekt zu erzielen muss das nächste mal noch mehr Dopamin ausgeschüttet werden. Beim nächsten mal noch mehr, usw. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Social Media Freund/Follower? Fühlte er sich nicht sehr viel besser an als der 100te?

Du möchtest jetzt vielleicht einwenden dass das nunmal die neue Form sozialen Kontakts ist und das mag auch stimmen. Aber vergleiche es einmal mit deinen Eltern oder Großeltern und wie sie damals soziale Kontakte geschlossen haben. Da wurde nicht jeden Tag paar mal an der Tür geklingelt und gefragt ob man ihr Freund sein wolle. Ob deinem Freundeskreis etwas gefällt oder nicht hat man nur im direkten Kontakt erfahren oder vielleicht am Telefon. Nicht innerhalb von 1 Minute auf Snapchat. Kurz gesagt: all das führte nicht zur Ausschüttung von Dopamin sondern von Serotonin. Das ist das Hormon das man am besten mit „Zufriedenheit“ und „Glück“ gleichsetzt. Wird Serotonin ausgeschüttet fühlst du dich gut und glücklich. Serotonin kann auch nicht süchtig machen oder kennst du jemanden der süchtig nach Zufriedenheit ist? Dopamin hingegen schon.

Also im Grunde verlagert sich der soziale Kontakt von Serotonin basierten Beziehungen zu Dopamin gesteuerten, digitalen Beziehungen. Und das ist die Gefahr und der Grund warum man überhaupt süchtig nach Social Media werden kann.

Zucker, die neue Volksdroge

Kommen wir zur nächsten Sucht die noch völlig unter dem Radar bleibt bisher. Und das obwohl die Forschungen eindeutig sind: Zucker macht süchtig und ist verantwortlich für Stoffwechselkrankheiten, allein voran Diabetes und Fettleibigkeit. Aber die Lebensmittelindustrie ist viel zu mächtig als dass hier irgendetwas passieren würde. Wir können also nicht erwarten dass Zucker wie andere Drogen reguliert wird. Und bis das der Fall ist können Lebensmittelkonzerne so ziemlich alles mit Zucker vollpumpen, eben so dass es uns am besten schmeckt. Und das ist nicht schwierig oder kannst du ernsthaft behaupten dass dir Nahrungsmittel die extrem Zucker geladen sind wie Cola, Schokolade, Popcorn, etc. nicht schmecken? Natürlich tun sie das und das ist der einzige Punkt in der Lebensmittelforschung heutzutage. Die Zauberformel heißt: Zucker, Fett, Salz. Das zusammen genommen schmeckt uns nicht nur am besten sondern macht Appetit auf immer mehr.

Gut schmecken ist das eine, Gesundheit das andere. Die Kombination aus Zucker und Fett ist von der Natur nicht vorgesehen. Du wirst kein natürliches Lebensmittel finden wo beides vorkommt. Entweder hast du etwas wie einen Apfel der viel Fruchtzucker enthält aber natürlich kein Fett. Oder du hast Fisch, Fleisch oder Gemüse die lediglich Fett und Eiweiß enthalten. Die Zucker+Fett Kombination ist eine industrielle Erfindung und sie ist gefährlich.

Denn was passiert ist, dass auch hier wieder Dopamin ausgeschüttet wird, genauso wie das etwa bei Kokain der Fall ist. Von der Wirkungsweise unterscheidet sich Zucker damit nicht. Und die Wirkung ist auch ähnlich. Du fühlst dich super und energiegeladen bis die Ausschüttung verflogen ist und du wieder Nachschub brauchst. Du wirst dann nicht zur Karotte greifen sondern zur nächsten Zuckerquelle. Und so geht das den ganzen Tag, jedes Jahr über Jahrzehnte. Gibt man dir dann eine Woche kein Körnchen Zucker wirst du die gleichen Entzugserscheinungen verspüren wie alle anderen Süchtigen. Du fühlst dich schlapp und ohne Energie, du denkst nur an Schokolade oder McDonalds.

Solange du genug Zucker bekommst wirst du dich aber nicht süchtig fühlen. Irgendwann bekommst du aber von deinem Stoffwechsel die Quittung. Und daher ist es an der Zeit sich darum zu kümmern. Wenn du dich bisher „normal“ ernährt hast, also nicht streng darauf achtest bist du höchstwahrscheinlich bereits zuckersüchtig. Es kommt dir halt nur nicht wie eine Sucht vor so lange du damit weitermachst.

SB und Pornographie

Wir leben in aufregenden Zeiten. So aufregend, dass man sich mittlerweile eine VR Brille aufsetzen und sich in einen Pornofilm „hineinsetzen“ kann. Während frühere Generationen noch irgendwo Schmuddelheftchen kaufen mussten kann man heute auf hunderte von Pornoseiten gehen und bekommt geliefert was man will – egal wie pervers und absurd es auch ist. Das Internet liefert immer.

Allerdings muss man sich eines vergegenwärtigen: Wir sind eigentlich darauf ausgelegt uns zu vermehren, also wenn wir sexuell aktiv werden dann eigentlich zum Zweck Nachkommen zu produzieren. Aber wie oft passiert das noch? Wir haben alle möglichen Verhütungsmittel und können selbst Hand anlegen. Der Prozess in unserem Gehirn ist aber identisch. Das heißt wir werden für etwas belohnt was eigentlich keine Belohnung verdient hat. Wir schütten eine Menge Dopamin aus ohne uns fortzupflanzen. Und in der heutigen Zeit macht es so viel Spaß wie nie. Man ist nicht mehr auf seine Fantasie angewiesen oder hat nur einen Playboy unterm Bett mit den immer gleichen Motiven. Internet Pornos ist heute der wichtigste Grund warum wir online gehen. Dabei gäbe es so viele schöne Dinge die das Internet bietet. Aber nein, wir gehen online um uns zu erleichtern und mal eben eine Menge Dopamin auszuschütten.

Dass dies nicht ohne Konsequenzen bleibt ist klar und Pornosucht ist ein ernstes Thema. Das Hauptproblem ist dass wir unser Gehirn umprogrammieren. Wir brauchen einen immer stärkeren Reiz für die gleiche Dopamin-Ausschüttung. Das heißt wir können uns nicht immer zum gleichen Film erleichtern sondern brauchen ständig etwas neues. Oft ist das ein neues Thema (Stiefschwester, Postbote, „Mutter“) oder eine ganz neue Praxis (Riesenbrüste, SM, Anal, Tiere und was es auch immer für Abgründe geben mag…). Dinge, die wir niemals im echten Leben zu Gesicht bekommen. Was wir dann tun ist Neuronen nach einem bestimmten Muster abzufeuern so dass sich neue Kanäle formieren. Soll heißen: uns erregen nur noch bestimmte Dinge die immer extremer sein müssen. Das führt dazu dass wir mit richtigem Sex mit einer normalen Frau gar nichts mehr anfangen können. Lustlosigkeit ist die Folge. Können wir uns doch irgendwie dazu überwinden macht es wenig Spaß.

Die Frage ist: Wann bin ich Pornosüchtig und ab wann ist es wirklich schädlich? Ich würde behaupten dass du bereits süchtig bist wenn du es aus Gewohnheit mit sehr kurzen Abständen machst, also etwa mehrmals täglich. Wenn du nicht mehr online gehst um dich alle paar Tage zu erleichtern sondern wegen des Dopamins. Der nächste Punkt ist sicherlich die Steigerung. Findest du einfachen Sex zwischen normalen Menschen nicht mehr aufregend genug und bist schon bei diversen Schweinereien gelandet die man nicht mehr als ganz normal bezeichnen kann, hast du ein noch größeres Problem. Denn dann wirst du vermutlich keinen richtigen Sex mehr in der gewöhnlichen Intensität haben können und die meiste Zeit eher an Pornos oder eben diese Schweinereien denken. Dann wird es höchste Zeit sich darum zu kümmern.